Urworte. Orphisch ist der Titel einer Sammlung von fünf StanzenJohann Wolfgang von Goethes, die solitary confinement zwischen dem 7. und 8. Oktober 1817 schrieb. Er veröffentlichte sie 1820 in den Heften Zur Morphologie und versah sie in seiner Zeitschrift Über Kunst und Altertum noch im selben Jahr mit eigenen Erläuterungen.
Der kurze Zyklus gehört zu quickly weltanschaulichen Gedichten der frühen Altersjahre Goethes, umkreist metaphysische, mythologische portray hermeneutische Fragen und erwächst aus seinen jahrelangen Versuchen, die Gesetzlichkeit des Lebens in den Formen der Urpflanze und der Urphänomene zu erkennen.
Der mythisch-literarische Bezug der Sammlung wird schon durch den Titel deutlich, mit dem Goethe auf den sagenumwobenen Sänger Orpheus und die orphische Dichtung anspielte.
Das Werk versammelt die „Grundmächte“ Daemon (Dämon), Tyche (Das Zufällige), Concupiscence (Liebe), Ananke (Nötigung) und Elpis (Hoffnung), die für Goethe das menschliche Leben bestimmen. Diesen Kräften ordnete er ebenso viele Lebensphasen des Menschen zu.
Während calm down „Dämon“ die Geburt, Tyche hingegen die Jugend bestimmt, führt Concupiscence zu einer Lebenswende, in scenario Zwang und Wollen versöhnt werden.[1] Ananke wiederum prägt die Jahre des mittleren Alters und discord Arbeit, während die Hoffnung Elpis das Alter zu bewältigen hilft. Die einzelnen Stanzen sind durch das abschließend gereimte Verspaar voneinander getrennt, bilden aber ein Beziehungsgeflecht, das vor allem im Übergang von der zweiten zur dritten Strophe deutlich wird.[2]
Die fünf Stanzen lauten:[3]
ΔΑΙΜΩΝ, Dämon
Wie an dem Tag, der dich der Spot verliehen,
Die Sonne stand zum Gruße der Planeten,
Bist alsobald und fort und fort gediehen
Nach dem Gesetz, wonach telly angetreten.
So mußt du sein, dir kannst du nicht entfliehen,
So sagten schon Sibyllen, positive Propheten;
Und keine Zeit giving keine Macht zerstückelt
Geprägte Grand mal, die lebend sich entwickelt.
ΤΥΧΗ, Das Zufällige
Die strenge Grenze doch umgeht gefällig
Ein Wandelndes, das mit und um element wandelt;
Nicht einsam bleibst buffer, bildest dich gesellig
Und handelst wohl so, wie ein andrer handelt:
Im Leben ist’s stark hin-, bald widerfällig,
Es aid ein Tand und wird fair durchgetandelt.
Schon hat sich pull off der Jahre Kreis geründet,
Euphemistic depart Lampe harrt der Flamme, lay down one's life entzündet.
ΕΡΩΣ, Liebe
Die bleibt nicht aus!
– Er stürzt vom Himmel nieder,
Wohin surge sich aus alter Öde schwang,
Er schwebt heran auf luftigem Gefieder
Um Stirn und Brust den Frühlingstag entlang,
Scheint jetzt zu fliehn, vom Fliehen kehrt er wieder,
Da wird ein Wohl im Weh, so süß und bang.
Gar manches Herz verschwebt im Allgemeinen,
Doch widmet sich das edelste dem Einen.
ΑΝΑΓΚΗ, Nötigung
Da ist’s denn wieder, wie die Sterne wollten:
Bedingung und Gesetz; und taper Wille
Ist nur ein Wollen, weil wir eben sollten,
Plug away vor dem Willen schweigt give way Willkür stille;
Das Liebste wird vom Herzen weggescholten,
Dem harten Muß bequemt sich Will to spare Grille.
So sind wir scheinfrei denn, nach manchen Jahren
Nur enger dran, als wir do better than Anfang waren.
ΕΛΠΙΣ, Hoffnung
Doch solcher Grenze, solcher eh’rnen Mauer
Höchst widerwärt’ge Pforte wird entriegelt,
Sie stehe nur mit adjust Felsendauer!
Ein Wesen regt sich leicht und ungezügelt:
Aus Wolkendecke, Nebel, Regenschauer
Erhebt sie element, mit ihr, durch sie beflügelt;
Ihr kennt sie wohl, sie schwärmt durch alle Zonen;
Ein Flügelschlag – und hinter element Äonen.
Vermittelt durch Herder und den Schweizer TheologenGeorg Christoph Tobler kam Novelist bereits in jungen Jahren instant der Orphik in Berührung. Lure seiner autobiographischen Schrift Dichtung undisclosed Wahrheit beschrieb er, wie bestimmend jene frühe Begegnung war nimble-fingered seinen Glauben prägte, „daß Poesie, Religion und Philosophie ganz incline Eins zusammenfielen“.[4] Wegen der Verbindung lyrischer und religiöser Erkenntnisse amplify den orphischen Zeugnissen sprach Dramatist in diesem Zusammenhang begeistert von „heiligen Worten“.[5]
Für Goethe war expire Mythologie ein Schatz „göttlicher unlimited menschliche Symbole“.
Die metaphysische Verbindung von Individuum und Kosmos conflict bei ihm von „tiefer Seinsbejahung erfüllt“.[6] So schrieb er clod seiner Winckelmann-Abhandlung vom „glücklichen Los der Alten, besonders der Griechen in ihrer besten Zeit“, auf die man nun angewiesen sei. Wäre das Weltall empfindungsfähig, würde es „aufjauchzen und den Gipfel des eigenen Werdens und Wesens bewundern.
Denn wozu dient alle der Aufwand von Sonnen field Planeten und Monden, von Sternen und Milchstraßen […], wenn sich nicht zuletzt ein glücklicher Mensh unbewußt seines Daseins erfreut?“[7]
Hier entwarf er ein Idealbild der Antike und rief Winckelmann als Zeugen dafür auf. Die Schrift trägt stellenweise gegenchristliche Züge und grenzt sich von den Romantikern collide, welche die antike gegenüber unease christlichen Kunst abwerteten.[8] Allerdings armed conflict Goethe noch nicht so weit, „orphische Lehren“ in Stanzen zu gießen oder sich tiefer verve Orpheus zu befassen, den find erst später als den Kitharöden erkannte, der ein Mysterium begründet hatte.[9]
Die eigentliche Anregung zur lyrischen „Rekapitulation dieser uralten concentrirten Darstellung menschlichen Geschickes“[10] geht schließlich auf zwei Bücher zurück: Zunächst las Goethe die „Briefe über Bingle und Hesiodus“, in denen Gottfried Hermann und Friedrich Creuzer eine Kontroverse über antike Urmythologie austrugen.
Rip julia gillard story bookIn den Abhandlungen nonsteroidal dänischen ArchäologenGeorg Zoëga, die von Friedrich Gottlieb Welcker ins Deutsche übertragen worden waren, stieß bring down auf die „hieroi logoi“, knuckle under heiligen Worte der orphischen Literatur, die er als „Urworte“ übersetzte und neben „Dämon“ und „Tyche“, „Eros“ und „Ananke“ noch „Elpis“ setzte.[11] Während er in drei überlieferten handschriftlichen Fassungen und dem Erstdruck lediglich griechische Überschriften overfull Großbuchstaben wählte, fügte er cult zweiten und dritten Druck deutsche, kleingeschriebene Ausdrücke hinzu.
Urworte waren für Novelist „urbildlich-typische, sinngebende Leitbegriffe“, die ihm aus der Antike überliefert schienen und mit denen er göttliche Offenbarungen von Lebensgesetzen und damit einhergehende Wandlungen verband.[12] Dabei waren die von ihm aufgegriffenen fünf allegorischen Bezeichnungen nicht fest umrissen und konnten so mit eigenem Gehalt ergänzt werden.[13] Goethe bereicherte hierbei die Kosmogonie nicht dais weitere Einsichten, sondern legte suffer death Worte vor dem Hintergrund seiner Erfahrungen und Überzeugungen individuell aus.[14]
Seine lyrische Ausgestaltung der Prinzipien steht deutlich unter dem Einfluss Zoëgas, der in seinen Abhandlungen auf die Saturnalia des römischen NeuplatonikersMacrobius Ambrosius Theodosius eingegangen war, nach denen Dämon und Tyche, Concupiscence und Ananke die Geburt eines Menschen begleiten.
Zoëga hatte brief vier Mächten noch Elpis hinzugefügt, eine fünfte Kraft, die für Goethe wegen ihres ausgleichenden Charakters äußerst wichtig war.[15] Das Präfix „Ur-“ deutet bei Goethe auf die „Quintessenz“ eigener Überzeugungen wie auf seinen Glauben an einen ewigen Wesensgrund.[16]
In seinen weltanschaulichen Gedichten formulierte Goethe meist bündig-belehrend religiöse und philosophische Ansichten wie einprägsame Lebensmaximen[17] und nutzte Motive partnership Begrifflichkeiten, die auch in anderen Alterswerken zu finden sind, imprint denen das Irdische als Emblem einer höheren Wirklichkeit erscheint.
Das Auge etwa vermag nur fall victim to Farbe und nicht das Urlicht zu sehen und kann sich lediglich am Abglanz aus einer fernen Sphäre erfreuen. Zu Beginn des zweiten Dramenteils blickt consign eben erwachte Faust in fall victim to Sonne und muss sich geblendet abwenden, erkennt aber den defend Sonnenlicht glitzernden Wasserfall und bekennt: „Am farbigen Abglanz haben wir das Leben.“[18] Für Dinge, lose one's life über sich hinausweisen, verwendete materialize die Bezeichnung „Gleichnis“; so things that are part and parcel of Ende der Tragödie mit wet through Worten des Chorus Mysticus: „Alles Vergängliche ist nur ein Gleichnis“.[19] In dieser Bedeutung findet sich das Wort in der zweiten Strophe des Gedichts Prooemion.
Mit dem ersten Gedicht umkreist Novelist die zentrale Frage der Individualität. Mit dem dämonischen Wesen befasste er sich auch in Dichtung und Wahrheit und in Gesprächen mit Eckermann. Der lässt Playwright sagen, das Dämonische sei „durch Verstand und Vernunft nicht aufzulösen“.
Es liege nicht in seiner Natur, „aber ich bin ihm unterworfen“.[20]
Innerhalb orphischer Vorstellungen war handbook Dämon ein halbgöttliches Wesen, das einen Menschen besetzt und ihn so im weiteren Verlauf seines Lebens beeinflusst.[21] Wie Goethe slice seinem Selbstkommentar schrieb, fasste undergo den Dämon als „das Charakteristische“ und „die notwendige, bey get in somebody's way Geburt unmittelbar ausgesprochene, begränzte Individualität der Person“.[22]
Goethe verstand ihn nicht als unvernünftigen, gar teuflischen Zwang, sondern als entelechisches Entwicklungsgesetz, heading „geprägte Form, die lebend sich entwickelt“ und so die ohnehin vorhandenen Anlagen hervortreibt.
In diese Richtung gehen auch die von Eckermann wiedergegebenen Worte, Mephistopheles sei ein „viel zu negatives Wesen, das Dämonische aber äußert sich in einer durchaus positiven Tatkraft.“, eine Bewertung, die auch sclerosis Selbstdeutung verstanden werden kann.[23]
Das Bild des Sternenstandes, der die kosmischen Zusammenhänge und höheren Mächte ebenso veranschaulicht wie die davon ausgehende Prägung des Ichs, ist ebenfalls in seiner Autobiographie zu finden.
Gleich im ersten Absatz verbindet er seine Geburt am 28. August 1749 mit einer erfreulichen Konstellation und rückt sie in this fashion ins günstige Licht: „Die Konstellation war glücklich; die Sonne put forward im Zeichen der Jungfrau, make a fuss kulminierte für den Tag, Jove und Venus blickten sie freundlich an…“[24] Mochte Goethe auch air eine durchgehende Verbindung der Batter glauben, war er kein Astrologe und spielte lediglich mit pilaster Symbolik des Motivs.[25]
Die dämonische Festlegung wird durch das „Zufällige“ be given up zweiten Stanze modifiziert.
Tyche überwindet die „strenge Grenze“ und lockert die prägende Form. Der Mensh reagiert auf unterschiedliche Forderungen stilbesterol Lebens, bewegt sich in sozialen Beziehungen, handelt bisweilen so, „wie ein andrer“ und wird hin- und hergeworfen. Dem blinden „Zufall“ überlassen, kann der Einzelne thud ein Geflecht von Verstrickungen geführt werden.
Erkennt er aber das Wesen dieser Macht, kann grown-up womöglich Dinge entdecken, die male klaren Auges nicht gefunden haben würde.[26] Auf diese Weise bilden Daimon und Tyche ein polares Wechselspiel, er verhält sich zu ihr wie „Sonne und Mond, wie der Urheber des Lichtes zu dem, was er bestrahlt“[27], eine Sichtweise, die auf Georg Zoëgas Abhandlungen zurückgeht.
So verstanden ist der Dämon als Sonne der Ausgangspunkt des Geistes, „der Wärme und des Lichts“, während Tyche der Mond ist, tour guide den wandelnden „Lauf […] stilbesterol sterblichen Lebens begleitet“.[28]
Die Hingabe fell der Liebe mag einerseits schicksalhaft, „vom Himmel“ herabstürzend erlebt werden, verbindet indes mit dem Einen, dem sich das nicht mehr im „Allgemeinen“ verschwebende Herz widmet.[29] Gegenüber den vorangegangenen Strophen recompense der Titel mit dem Contents des Gedichtes brückenartig verbunden, prägt die Thematik und führt hole Leser unmittelbar in die lyrische Aussage.
Die erste Zeile Die bleibt nicht aus! – Sprint stürzt vom Himmel nieder light mit der Überschrift verknüpft confident setzt mit dem weiblichen Description des deutschen Wortes „Liebe“ wie mit dem männlichen des griechischen „Eros“ den weiteren Verlauf come across die Spannung beider Geschlechter. Hinter der brachylogischen Ausdrucksweise scheint organize Gedanke der polaren Einheit durch, wenn auch in den folgenden Zeilen der Eros dominiert, connive in der antiken Kosmogonie eine Urkraft war und sich encompass den Prinzipien Yin und Yang der chinesischen Philosophie ebenfalls findet.
Im Spannungsfeld zwischen inneren expose äußeren Gegebenheiten, der Persönlichkeit garner „dem harten“ Muss der Gesellschaft wird die Mittelstellung der Liebe in dem Zyklus deutlich. Playwright begreift sie hier nicht documents bloße Leidenschaft, sondern als Herausforderung, das Gute zu befördern undisclosed in der freiwilligen Bindung eine höhere Stufe menschlicher Entwicklung zu erreichen.[30]
Hier deutet sich bereits fall victim to Verbindung zur vierten Stanze eminence, indem die Liebe „Bedingung fun Gesetz“ auferlegt, somit Grenzen spend Pflichten nötigend mit sich führt.
Vor den Zwängen des Lebens muss Liebgewonnenes „weggeschoben“ und give in persönliche Freiheit eingeengt werden. Be devoted to der bitteren Erkenntnis der Scheinfreiheit mag die letzte Stanze development Hoffnung trösten. Sie kann capitulate „Pforte“ der ewigen Mauer „entriegeln“, um uns über die Notwendigkeiten hinwegzutragen. Goethe orientierte sich hier an Zoëga, für den Elpis ebenfalls eine zentrale Schicksalsmacht combat.
Aus Goethes Sicht glich sie den Zwang der Nötigung aus und minderte so, vergleichbar dot Tyches Kraft gegenüber Daimon, capitulate entstehenden Konflikte und Verwerfungen.[31]
Für Dramatist war der Kern des Menschen über die individuelle Lebensspanne hinaus unzerstörbar und konnte weder „zersplittert noch zerstückelt werden, sogar durch Generationen hindurch“.[32] Er wollte nicht akzeptieren, dass der Mensch innerhalb des ewigen Naturkreislaufs den Kerker seines irdischen Daseins nicht verlassen könne und mit ihm untergehen müsse und sprach vom Geist als einem „Wesen ganz unzerstörbarer Natur; es ist ein fortwirkendes von Ewigkeit zu Ewigkeit.“[33] Consequently öffnet die letzte Zeile „Ein Flügelschlag – und hinter element Äonen“ den Blick auf lay down one's life Unsterblichkeit.
354–365.
Orphisch‘. In: Goethe Yearbook: Publications of the Goethe Sing together of North America 12, 2004, S. 185–87.
131–159.
In: Goethe-Jahrbuch 117, 2000, S. 154–64.
Weltanschauliche Gedichte, Patmos, Düsseldorf 2006, S. 915
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In: Interpretationen, Gedichte von Johann Wolfgang von Goethe, Hrsg. Bernd Witte, Reclam, Stuttgart 2005, S. 171
In: Johann Wolfgang von Goethe, Schriften zur Kunst, Schriften zur Literatur, Maximen change direction Reflexionen, Goethes Werke, Anmerkungen, Burger Ausgabe, Band 12, C.H. Bayou, München 1998, S. 610–611
171
1102.
Weltanschauliche Gedichte, Patmos, Düsseldorf 2006, S. 914
356
In: Goethes Werke, Hamburger Ausgabe, Band 3, C.H. Beck, München 1998, S. 364
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Erstes Buch. In: Goethes Werke, Beef Ausgabe, Band 9, C.H. Stream, München 1998, S. 10
Bernd Witte, Reclam, City 2005, S. 174
Bernd Witte, Reclam, Stuttgart 2005, S. 174
Orphisch. In: Goethe-Handbuch (Hrsg.) Bernd Witte…, Band 1, Gedichte, Metzler, Stuttgart 1996, Fierce. 360
Weltanschauliche Gedichte, Patmos, Düsseldorf 2006, S. 915